Wir stehen zur Kritik

Obwohl es bis heute nach übereinstimmener Ansicht der Fachleute keine andere Methode gibt, Lungenkrebs systematisch rechtzeitig, also in einem heilbaren Stadium zu entdecken, ist gelegentlich Kritik am Nationalen Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs® zu vernehmen. Für Betroffene und andere Interessenten ist es hilfreich zu wissen, was am Programm kritisiert wird und welches der Hintergrund der Kritik sein mag. Deshalb gehen wir auf die uns bekannten Punkte ein.

Gründe der Kritik - Gut zu wissen ist, dass manche Kritik aus Kreisen stammt, die seit längerer Zeit ein eigenes Früherkennungsprogramm aufbauen möchten und dafür die Steuerzahler und die Krankenkassen bezahlen lassen wollen. Dieses Vorhaben weicht medizinisch nur in Details von unserem Vorgehen ab. Fachleute sind sich einig, dass das Vorgehen, das wir verfolgen, weitgehend unbestritten ist. Wir finden es bedauerlich, dass das Nationale Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs® aus Kreisen Kritik erfährt, die im Grunde genommen das Gleiche wie wir tun wollen, aber noch nicht so weit sind - und wir finden es bedauerlich, dass sich diese Kritik gegen ein Angebot richtet, das Menschen mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko hilft, eine potenziell tödliche Erkrankung rechtzeitig zu erkennen, in einem Stadium, in dem sie noch geheilt werden kann. Den Nutzen solcher Opposition vermögen wir nicht zu erkennen.

Als private, gemeinnützige Stiftung haben wir unsere Beweglichkeit und weitere Vorteile wie die Zugehörigkeit zu I-ELCAP, dem anerkannten, internationalen Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs, genutzt und aus eigener Kraft und ohne Steuergelder das Nationale Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs® lanciert – das erste und bislang einzige schweizerische Programm dieser Art. Das Internationale Programm I-ELCAP ist seit 1992 im Gange.

Qualitätsstandards und -Kontrolle - I-ELCAP ist das weltweit grösste Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs mit mittlerweile bald 80 000 Untersuchten. Wir richten uns nach den allgemein anerkannten Qualitätsstandards dieses Programms. Unseres Erachtens ist es nicht sinnvoll und nicht wirtschaftlich, für viel Geld in der Schweiz ein Programm nach eigenen Regeln und eine deutliche kleinere Datenbank aufzubauen, wenn beides bereits besteht und sich international bewährt.

Krankenkassen - Die Untersuchung zur Früherkennung von Lungenkrebs wird nicht von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung bezahlt. Deshalb halten wir die Preise für die Untersuchung mit niedrig dosierter Computertomografie (CT) sehr tief: So ist sie für jedermann auch ohne Krankenkassenbeitrag erschwinglich. Abgesehen davon verursacht ein Lungenkrebskranker drei Viertel der gesamten Krankheitskosten seines Lebens im letzten Jahr seines Lebens – obwohl er in den meisten Fällen nicht gerettet werden kann. Wir betrachten es als sinnvoller, einen Teil dieser Mittel früher einzusetzen und damit ein Leben zu retten.

Anzahl der entdeckten Fälle - Ob die Zahl der entdeckten Fälle, gemessen an der Zahl der Untersuchungen, «zu gering» ist, wie Kritiker manchmal vorbringen, überlassen wir der Einschätzung der Betroffenen und ihrer Angehörigen und Freunde: Wir sind der Meinung, ein gerettetes Menschenleben und die Chance, nach einer Untersuchung ein gesundes Leben zu führen, seien von unschätzbarem Wert.

Besonders unverständlich ist die Kritik, man finde «zu wenig Erkrankungen», vor dem Hintergrund der Fakten aus der Koloskopie (Darmspiegelung): Bei der Koloskopie werden zehnmal weniger Krebserkrankungen entdeckt als mit dem niedrig dosierten CT der Lunge, doch die von der Krankenkasse bezahlte Koloskopie wird auch angesichts der wenigen entdeckten Krebsfälle zu Recht als sinnvolle Untersuchung anerkannt.

Risikogruppen - Wir laden Raucher und ehemalige Raucher ab 50 Jahren zur Untersuchung ein, während andere Institutionen erst 55-Jährige untersuchen möchten. Weil in der Schweiz Lungenkrebs auch bei Personen ab 50 Jahren häufig vorkommt – in Zukunft werden immer mehr Frauen betroffen sein –, sind wir der Meinung, die Untersuchung sei ab 50 Jahren sinnvoll, wenn man einer Risikogruppe angehört. Im Gegensatz zu anderen Institutionen sind wir zudem der Ansicht, auch über 74-Jährige hätten ein Recht auf die Untersuchung. Bestimmten, sehr eng begrenzten Gruppen von Nichtrauchern mit besonderen Risiken empfehlen wir in gewissen Fällen die Untersuchung ebenfalls. Dabei handelt es sich um sehr kleine Gruppen.

Das Nationale Krebsregister der Schweiz zeigt für die Jahre 2008 bis 2012 insgesamt 18 869 Personen* im Alter von 50 bis über 85 Jahren, bei denen Lungenkrebs festgestellt worden ist. Davon sind 11 394 Personen** 55- bis 74-jährig. 7475 Personen*** sind somit 50 bis 54 oder über 74. Diese 7475 Männer und Frauen, also 40 Prozent, wären nach Meinung einiger Kritiker von der Früherkennung von Lungenkrebs von Anfang an ausgeschlossen worden. 40 Prozent der Lungenkrebserkrankten sollen also keine Chance erhalten, ihre Krebserkrankung rechtzeitig und in einem heilbaren Stadium zu erkennen, wenn es nach der Meinung dieser Kritiker geht. Das betrachten wir als unethisch.
*11 778 Männer, 7091 Frauen. **7093 Männer, 4301 Frauen. ***4685 Männer, 2790 Frauen.

Folgeuntersuchungen - Die gelegentliche Behauptung, Folgeuntersuchungen stellten ein Risiko dar, ist weit hergeholt, wenn man bedenkt, dass es um Personen geht, die zwanzig und mehr Jahre geraucht haben: Nach allgemeiner Erkenntnis gibt es in diesem Bereich wenige Risiken, die höher sind als die Gefahr, die von einem nicht rechtzeitig erkannten Lungenkrebs ausgeht. Folgeuntersuchungen werden nur empfohlen, wenn ein medizinischer Grund besteht, und die Notwendigkeit wird in jedem Fall sorgfältig abgewogen. Einig sind sich alle Fachleute, dass ein nicht rechtzeitig erkannter Lungenkrebs in jedem Fall nach einer gewissen Zeit inoperabel wird und zum Tod führt.

Wirksam, zweckmässig, wirtschaftlich: Medizinische Leistungen müssen wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sein. Auch an das Vorgehen im Nationalen Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs® legen wir diesen Massstab. Den Test besteht es: Seine Wirksamkeit ist wissenschaftlich erprobt und anerkannt. Seine Zweckmässigkeit ist eindeutig: Es gibt bis heute keine andere Methode, Lungenkrebs rechtzeitig, also in einem behandelbaren Stadium, zu erkennen. Die Wirtschaftlichkeit ist erwiesen, denn die hohen Kosten der Behandlung von Lungenkrebs bei zu später Diagnose und damit ohne Heilungsaussichten lassen sich deutlich verringern. – Solange Gesellschaft und Politik nicht bereit sind, mit ausreichend Mitteln für die Primärprävention und mit gesetzlichen Voraussetzungen den Einstieg in den Tabakkonsum zu verhindern, muss es für Raucher und ehemalige Raucher eine Möglichkeit geben, Lungenkrebs rechtzeitig zu erkennen.

Information und Werbung - Wir machen mit emotionaler, mit berührender Werbung auf unser Programm aufmerksam, weil der Verlust eines Verwandten oder Freundes eine traurige, also eine emotionale Erfahrung ist. Unsere Werbung soll aufwecken und dazu motivieren, der Familie und Freunden Trauer zu ersparen und sich selbst Sorge zu tragen.

Wahlfreiheit und Aufklärung - Wir vertrauen darauf, dass wir unser Programm mündigen Bürgern anbieten, die unsere Informationen lesen und Fragen stellen, wenn sie mehr wissen wollen: Wir lassen keine Frage offen. Wer einer Lungenkrebsrisikogruppe angehört, vor allem als Raucher oder als ehemaliger Raucher, findet im Nationalen Programm für die Früherkennung von Lungenkrebs eine zuverlässige, schnelle, unkomplizierte, diskrete, sichere, preisgünstige Untersuchung nach anerkannten medizinischen Qualitätsstandards. Er kann Verantwortung zeigen, sein Leben in die Hand nehmen und etwas Sinnvolles für seine Gesundheit tun, indem er sich zur etwa viertelstündigen Untersuchung anmeldet.

Anmeldung für die Untersuchung
Nationales Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs®
Stiftung für Lungendiagnostik
Telefon 044 384 84 84
Montag bis Freitag, 1000–1600 Uhr
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